Der Milchbranche bläst der Wind ins Gesicht. Seit Jahren schließen oder fusionieren Käsereien und die Zahlen von Landwirten die auf Milchkühe setzen, werden zunehmend kleiner. Die Goldsteig Käsereien bieten jetzt dem Branchentrend die Stirn und setzen mit einem neuen Käseverarbeitungszentrum und Hochregallager auf Investitionen. Man wolle weder von einem Großkonzern geschluckt werden, begründete der Vorsitzende der Käsereien, Josef Vielreicher, die bauliche Erweiterung, noch im Wettbewerb untergehen. Insgesamt investierte das Unternehmen rund 20 Millionen Euro in den Ausbau.
Vor allem die Lagerkapazität konnte durch den Neubau deutlich erhöht werden. Rund 34.500 Stellplätze in drei Temperaturzonen bieten über Jahre hinweg genügend Raum für eine Erweiterung der Produktionskapazitäten und machen eine wirtschaftliche Abwicklung der Herstellungsprozesse möglich. Ebenfalls verbessert wurde durch den Neubau auch die Weiterverarbeitung der Käsespezialitäten. Im neuen Verarbeitungszentrum werden die bereits ausgereiften Käsesorten auf den entsprechenden Anlagen gerieben, in Scheiben geschnitten oder gewürfelt und anschließend verpackt und für die Kommissionierung und den Versand vorbereitet.
Erstellt wurde der gesamte Gebäudekomplex in Stahlbetonbauweise. Dabei befinden sich in den oberen Etagen des zweigeschossigen Gebäudes die Produktionsanlagen. Im Untergeschoss sind außer der Technikzentrale vor allem die Sozialräume untergebracht. Wichtigste Elemente sind hier die Hygieneschleusen, die alle Mitarbeiter bei Schichtbeginn passieren müssen, um eine Übertragung von Kontaminationen in die reinen Produktionsbereiche zu verhindern. Dabei durchlaufen die Mitarbeiter eine Zwangsführung, die sicherstellt, dass alle erforderlichen Hygiene-Schritte in der notwendigen Reihenfolge und Dauer erfolgen. Räumlich von der Hygieneschleuse getrennte Sozialräume stellen eine strikte Trennung von privater Kleidung und reiner Arbeitskleidung, der sogenannten Schwarz- Weiß-Kleidung, sicher.
Trockenbau mit wasserfesten Platten
Der Ausbau des Untergeschosses erfolgte komplett in Trockenbauweise. „Dafür sprach,“ so der planende Architekt Edmund Lommer vom Architekturbüro Gemoll aus Cham, „die Unabhängigkeit bei der Raumaufteilung. Sie bietet dem Unternehmen die Option, spätere Umbauten je nach Bedarf flexibel und ohne großen Aufwand auszuführen. Außerdem,“ so Lommer weiter, „ konnten wir dadurch einen schnellen Baufortschritt sicherstellen, dass keine Feuchtigkeit in den Bau eingebracht wurde und somit keine Trocknungszeiten berücksichtigt werden mussten.“
Da auch die Sanitär- und Duschbereiche in Trockenbauweise ausgeführt werden sollten, entschieden die Planer, den Ausbau des gesamten Sozialbereiches mit hochfeuchtigkeitsbeständigen Platten auszuführen. „Wir haben uns hier für den Ausbau mit nur einem Produkt entschieden,“ erklärt Architekt Edmund Lommer die Entscheidung, „weil unsere Erfahrung gezeigt hat, dass bei einem Material-Mix sehr häufig Probleme auftreten. Das wollten wir vermeiden.“
Die Wahl fiel auf Powerpanel H2O von fermacell. Die beidseitig mit einem alkaliresistenten Glasfasergewebe armierten Leichtbeton-Platten mit Sandwichstruktur sind diffusionsfähig (Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahl von µ= 56), Schimmelpilz-resistent und vor allem widerstandsfähig gegen Wasser. Eine große Stabilität ermöglicht hoch belastbare Konstruktionen, die zudem kratz- und schlagresistent sind. Hinzu kommen gute Schalldämmwerte: So erreicht Powerpanel H2O bereits bei einlagiger Beplankung und entsprechender Hohlraumdämmung Werte von 49 dB, bei zweilagiger Verarbeitung 57 dB.
Die speziellen Materialeigenschaften von fermacell Powerpanel H2O ermöglichen eine Verarbeitung der Wandplatten in sämtliche Wassereinwirkungsklassen (gemäß DIN 18534 ). Die Wandplatten sind für den Einbau in privaten Sanitärräumen oder Wellness-Bereichen (Klasse W1-I) ebenso geeignet wie für Konstruktionen in Saunen oder anderen öffentlichen und gewerblichen Nassräumen (Klasse W2-I) und halten auch chemischen Beanspruchungen in Großküchen (Klasse W3-I) stand. Ein weiteres entscheidendes Kriterium für den Einsatz im Neubau der Goldsteig Käserei in Cham war die hohe Stabilität von Powerpanel H2O. Die Platte bildet damit den idealen Untergrund für Fliesen. Powerpanel H2O ist zudem nichtbrennbar und entspricht der Baustoffklasse A1. In zweilagiger Verarbeitung wird damit die Feuerwiderstandsklasse F120-A erreicht.
Konstruktionen
Beim Neubau des Käseverarbeitungszentrums wurden Decken und Wände mit fermacell Powerpanel H2O beplankt. Dabei wurden Trennwände ohne besondere Anforderungen lediglich einfach beplankt (fermacell Konstruktion 1 S 14 H2O), ebenso sämtliche Decken (fermacell Konstruktion 2 S 01 H2O). Die Wände im Flurbereich wurden zweilagig (Fermacell Konstruktion 1 S 42 H2O) ausgeführt. Im Bereich der Duschen kamen Doppelständerwände zum Einsatz, die beidseitig eine doppelte Beplankung erhielten (fermacell Konstruktion 1 S 34 H2O).
Eingesetzt wurden raumhohe Plattenformate mit einer Dicke von 12,5 mm. Die Montage erfolgte auf einer Unterkonstruktion aus CW-Ständerprofilen 75 x 06 und UW-Anschlussprofilen mit fermacell Powerpanel Schrauben im Abstand von ≤ 250 mm ohne Vorbohren. Der Achsabstand betrug maximal 62,5 cm. Die Ausführung der Deckenkonstruktion erfolgte auf einer Unterkonstruktion aus CD-Profilen 60 x 06.
Korrosionsschutz
Bei dem Bauprojekt kamen Profile mit Feuchtraum geeignetem Korrosionsschutz nach DIN EN 13964 zum Einsatz sowie Befestigungsmittel, die ebenfalls den Anforderungen an den Korrosionsschutz entsprechen. Fermacell hat hier Schrauben mit einer Spezialbeschichtung entwickelt. Die geforderte Korrosionsbeständigkeit wurde in umfangreichen Tests im Salzsprühnebel bestätigt. Eine optimierte Gewindeergonomie sorgt zudem für das schnelle Eindringen ohne aufwändiges Vorbohren und garantiert sicheren Halt in der Unterkonstruktion. Der Schraubenkopf lässt sich außerdem gut in der Platte versenken.
Bei zweilagiger Beplankung wurden die Platten der unteren Lage stumpf gestoßen, die der oberen Lage verklebt. Dabei wird fermacell Fugenkleber in flacher Wulstform per Kartusche auf die staubfreien, gerade geschnittenen Plattenkanten aufgetragen und anschließend die Kante der nächsten Platte mit Druck dagegen gepresst. Wichtig ist dabei, dass beim Zusammendrücken der beiden Plattenkanten der Kleber die Fuge komplett füllt und herausquillt. Nach etwa 18 bis 36 Stunden ist der Kleber ausgehärtet. Danach wird überschüssiges Material mit einem Spachtel oder einem breiten Stecheisen abgestoßen und der Fugenbereich nachgespachtelt.
Zuschnitte stellten die Verarbeiter mit einer Handkreissäge her. Dabei erwies sich ein mit Hartmetall bestücktes Sägeblatt als völlig ausreichend. Rundungen und Anpassungen konnten mit einer Stichsäge oder mit einem Hohlraumdosenbohrer ausgesägt werden.
Oberflächenbearbeitung
Da fermacell Powerpanel H2O bereits werkseitig über eine sehr glatte Oberflächenqualität verfügt, wurden nach Fertigstellung der Wandkonstruktionen lediglich die Schraubenköpfe und Stoßfugen verspachtelt. Damit stand eine malerfertige Oberfläche zur Verfügung, die in den meisten Bereichen abschließend nur noch gestrichen wurde.
Speziell in den Duschbereichen war jedoch eine ganzflächige Verfliesung der Oberflächen vorgesehen. Da hier eine hohe Feuchtigkeits-Beanspruchung abzusehen war, wurde zunächst mit einer speziellen systemkompatiblen Flüssigfolie eine vollflächige Abdichtung der gesamten Konstruktion ausgeführt. Die weichmacher- und lösemittelfreie Kunstharz-Dispersion dichtet sicher und zuverlässig ab und ist dabei einfach zu verarbeiten: Die Masse wurde mit einem kurzflorigen Lammfellroller in zwei Schichten satt und flächig aufgetragen.
Eckbereiche und Durchdringungen wurden mit dem zum System gehörenden Dichtband geschlossen. Das gewebeverstärkte Spezialelastomerband ist hochelastisch, alterungsbeständig, sehr reißfest. Es wurde einfach nach dem Auftrag der Flüssigfolie in den noch feuchten Untergrund gedrückt und mit fermacell Flüssigfolie überstrichen. Nach einer Trocknungszeit von mindestens 1 Stunde erfolgt der zweite Auftrag der fermacell Flüssigfolie. Das im abP P-5079/1926 MPA-BS geprüfte fermacell™ Abdichtungssystem darf bis zur Wassereinwirkungsklasse W2-I im Wandbereich, W1-I im Bodenbereich und in Rissklasse R1-I gemäß DIN 18534 eingesetzt werden.
Rohrdurchführungen an Wasserarmaturen wurden mit der fermacell Wanddichtmanschetten wasserfest abgeschlossen. Diese muss lediglich über die Rohrenden gestülpt und vollflächig in die erste Schicht der frisch aufgetragenen Flüssigfolie gedrückt werden.
Nach dem Austrocknen der Beschichtung (Trocknungszeit ca. 2 Stunden) konnten die entsprechend vorbehandelten Powerpanel Untergründe verfließt werden. Dafür wurde der sogenannte fermacell Flexkleber, ein mineralischer, polymervergüteter Fliesenkleber, eingesetzt.
Fazit:
Beim Neubau des Käseverarbeitungszentrums der Goldsteig Käserei in Cham erwiesen sich hochfeuchtigkeitsbeständigen Bauplatten aus Leichtbeton als ideale Lösung für den Ausbau der Sozialbereiche mit Hygiene-Schleusen und Duschen. Sie verfügen über eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Wasser, sind leicht und schnell zu montieren sowie stark belastbar und konnten problemlos verfließt werden.